Scene Breakdown
Technische Überlegungen
Die folgende Liste dokumentiert einen grossen Teil der technischen Entscheidungen, welche ich bewusst gewählt habe, um die Atmosphäre zu beeinflussen. Um die Auflistung zu verstehen, ist es erforderlich den Film nebenbei zu schauen.
Zeit | Beschreibung |
00.00 – 00.06 | Die ersten Sekunden des Filmes haben bewusst keinen Ton, dadurch versuche ich individuelle Gedanken zuzulassen. |
00.07 | Durch den Auslöser der Kamera, lasse ich dem Zuschauer einen fassbaren Gedanken zukommen. |
00.08 | Die Stille lässt keine neuen künstliche Gedanken zu. |
00.08 – 00.45 | Einleitung |
00.45 | Der Film startet nun mit einer klassischen Eröffnungsszene, welche die Umgebung, in welcher sich der Schauspieler befindet, aufzeigt (siehe Kapitel 2.1). |
01.06 | Die Kamera befindet sich auf Brusthöhe und wird von Hand geführt, dadurch wirkt das Joggen von Max natürlich. Ein Gegensatz dazu lässt sich bei 2min 46s finden. |
01.09 | Für diesen Ausschnitt wählte ich eine Zweier-Einstellung für das Gespräch, dies verbindet die beiden Protagonisten miteinander und vermittelt eine soziale Nähe. |
01.41 | Aufgrund der Thematik fühlt sich Florian unwohl und zieht sich vor Max zurück. Durch die Veränderung des Bildausschnittes zu einer Einer-Einstellung wird die aufgebaute soziale Distanz unterstrichen. Die Atmosphäre wird dadurch angespannter. |
02.22 | Die Detailaufnahme weist auf die ungewöhnliche Begebenheit hin. Die Nervosität von Florian wird hervorgehoben. |
02.46 | Florian rennt zwar ähnlich schnell wie Max, jedoch wirkt seine Flucht energischer als das Joggen von Max. Dieser Unterschied wird durch die Perspektive (Kapitel 2.2) sowie der Kameraführung beeinflusst. Zusätzlich wird die Kamera mit ausgestreckten Armen geführt, dies resultiert in mehr Erschütterungen, als wenn die Kamera nahe am Oberkörper geführt wird. Diese Erschütterungen unterstreichen nochmals die Schritte von Florian und wurden deshalb beabsichtigt. |
02.52 | Mein Ziel, den Verfolger von Florian, gelassener darzustellen erreichte ich dadurch, dass ich ihn mit einer höheren Kameraposition (Kapitel 2.2) und der damit einhergehenden ruhigeren Kameraführung filmte. |
02.54 | Durch eine hohe Brennweite (Kapitel 2.4) wirkt Florian trotz seinem schnellen Bewegungsablauf, als ob er nicht vorwärtskommen würde. Dies zeigt seine Verzweiflung und steht im Kontrast zu 2min 46s. |
03.00 | Florian rennt durch das Bild und verlässt dieses, die Kamera hingegen bleibt im Raum stehen. Durch diese Bildführung wird klar, dass Florian entkommen konnte. |
03.07 | Auch in die nächste Szene starten wir mit einer Eröffnungseinstellung, um die Szenerie einzuleiten. |
Feuerszene | Damit die Feuerszene gut wirkte, erstellte und erprobte ich zuvor bereits diverse Lichtkonzepte. Während dem Gespräch wechselt die Einstellungsgrösse bei den Erzählungen von Florian in eine Nahaufnahme und Einer-Einstellung. Durch diesen Wechsel liegt der Fokus auf ihm und seiner Erzählung. |
Kerzenlicht | Wie auch schon in der Feuerszene unterstützte ich das Licht mit denselben Methoden. |
06.30 | Bei dieser Szene entschloss ich mich dazu, eine möglichst ruhige Atmosphäre zu bilden. Deshalb handelt es sich konsistent um eine Zweier-Einstellung und die Kamera wird auf einem Dolly stabilisiert. |
06.32 | Auf dem Balkon habe ich noch zusätzlich zwei Scheinwerfer der Marke Aputure platziert, um natürliches Licht von draussen zu simulieren und zusätzliche Raumtiefe zu erhalten. |
07.30 | Dieses Auto hat sich während dem Filmdreh nicht tatsächlich bewegt. Damit es jedoch so wirkt, als ob das Auto fährt, wurde mit einer grossen Leinwand eine sich bewegende Umgebung projiziert, das Auto geschüttelt und mehrere Lichter in einem abgestimmten Takt durch die Szenerie bewegt. Das Zusammenspiel wirkt auf der Kamera als würde das Auto fahren. |
08.09 | Dies ist die einzige Einstellung, welche in Realität gefilmt wurde, das Abbremsen des Autos wird zusätzlich mit einer ruckartigen Kamerabewegung unterstützt. |
08.33 | Das Auftreten von ‹It› bewirkt, dass sich die bisherige Atmosphäre auflöst und durch eine klinische und helle Atmosphäre ersetzt wird.
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08.53 | Während dem Telefonat wechseln wir mit dem Bild zwischen Marvin und Alena, dies ermöglicht uns beide Situationen wahrzunehmen. Der ständige Wechsel zwischen den unterschiedlichen Lichthelligkeiten soll den Zuschauer irritieren. |
09.57 | Die Kombination zwischen einer ruhigen Kameraführung mit einer amerikanischen Einstellungsgrösse lässt uns auf die Gestik und Mimik der Schauspielerin fokussieren. Durch das Ablegen ihrer Brille wird eine Hoffnungslosigkeit signalisiert, welche jedoch sobald sie die Brille wieder anzieht, verflogen zu sein scheint. |
10.16 | Detailaufnahme von den Büchern. |
11.22 | Die Detailaufnahme von Alena unterstreicht ihre Gefühle. |
11.40 | Wir starten wieder mit einer Einstellung in die Szene, deren Aufgabe es ist Gegen das Ende der Szene schreit Kristine auf, obwohl für uns der Grund nicht ersichtlich ist, vermuten wir, dass ‹It› wieder aufgetaucht sein muss. Das Erscheinen von ‹It› wird somit zuerst lediglich als Ton in Form des Schreies übermittelt. Das Erscheinen von ‹It› bestätigt sich uns durch den plötzlichen Wechsel der räumlichen Atmosphäre.
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14.00 | Nach Nahaufnahmen von einer Person folgt immer mindestens eine Totalaufnahme oder Halbtotale, dies, um die Bildfolge ruhig und klarzumachen. Wenn direkt zwischen Nahaufnahmen gewechselt wird oder sogar die Kamera hin und her geschwenkt würde, Mehrere Nahaufnahmen als Einer-Einstellung hintereinander oder Kameraschwenks zwischen den Personen, würde hektisch, angespannt und nervös wirken. |
14.40 | Anders als bei 8min 53s habe ich mich dazu entschlossen für dieses Telefonat nur Alena zu zeigen. Das Telefongespräch ist schlüssig aufgebaut, dadurch können wir erahnen um was es geht. Der Zuschauer wird jedoch aktiv am Geschehen beteiligt. |
15.34 | Die Positionierung der Kamera wurde so gewählt, dass eine Untersicht entsteht. Dadurch wirkt Florian mächtiger, entschlossener und kräftiger wirken als ‹It›. Durch eine ruckartige Kamerabewegung verstärkt sich ausserdem der Aufprall. |
15.44 | Eine schwache Obersicht ist in dieser Einstellung zu finden. Diese Obersicht bestätigt das Machtverhältnis zwischen Florian und der Kreatur. |
16.05 | ‹It› dreht die Situation um, nun wird ‹It› in einer Untersicht gefilmt um seine neue, stärkere Position aufzuzeigen. |
16.10 | Die von Hand gehaltene Kamera wirkt unruhig und lässt den Kampf für eine kurze Zeit unübersichtlich wirken. |
16.12 | Durch die im Gegensatz zur vorherigen Einstellung ruhigen Kameraführung und der damit verbundenen Übersichtlichkeit wird deutlich, dass das ‹It› die volle Kontrolle zu haben scheint. ‹It› wirkt auf uns beinahe übermächtig. |
16.20 | Diese Einstellung gibt dem Kampf eine kurze Pause und steigert dadurch auch die Spannung. Der Fokus liegt dabei auf der Mimik von Florian. |
16.25 | Die verhältnismässig ruhige Kameraführung in Kombination mit der der Obersicht bestätigt ‹It› als die mächtigere Person. |
16.28 | Durch die bewusst gewählte Kameraführung lässt sich der Aufprall des Stuhles optisch verstärken. |
16.40 | Untersicht |
16.56 | Der Kampf scheint vorbei zu sein, die Kamera filmt wieder aus einer Normalsicht. |
17.19 | Ein Dolly-Zoom bildet das Finale des Kampfes. Durch den Effekt des Dolly-Zoom wird die Szene dramatisch aufgeladen und wirkt auf uns surreal, da eine solche Wahrnehmung in der echten Welt nicht erlebbar ist. |
17.21 | Um den Schlag mit der Flasche und deren zerspringen zu betonen, habe ich genau auf den Schlag geschnitten. Wenn man den Film verlangsamt, ansieht kann man erkennen, dass der Schlag mit der Flasche zweimal hintereinander abgespielt wird. Dadurch entsteht eine stärkere Wirkung. |
17.35 | Die im Film herrschende Hektik, wird mit der unruhigen von Hand geführten Kamera unterstützt. |
18.03 | Wir können bereits hören wie Alena nach Florian ruft. Die alleinige Annahme, dass Alena jeden Moment auf Florian trifft, verändert die Atmosphäre. |
18.43 | Alena verlässt zusammen mit Florian den Raum, die Kamera bleibt zurück. |
18.52 | Es sind alle am Feuer versammelt und geniessen ihren Sieg. Die Einstellung ist dabei eine Totale und es wird aus einer Normalsicht gefilmt. Es scheint wieder alles normal zu sein. |
Analyse
Der Film hat mehrere Kernaussagen, die ich im Folgenden erläutern möchte.
Es ist alles eine Frage der Perspektive.
Es liegt in unserer Hand, etwas zu erreichen.
Es ist alles möglich, man muss es nur wollen.
Es ist alles eine Frage der Perspektive:
Allein die Veränderung der Kameraperspektive, lässt die Szene anders auf uns wirken und so ist es auch im realen Leben. Wir alle haben unsere Sicht auf diverse Dinge und sehen diese, wie wir sie sehen möchten. Ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, ist ebenfalls lediglich eine Frage der Perspektive.
Es liegt in unserer Hand, etwas zu erreichen:
Während der Ausarbeitung des Skripts überlegte ich mir immer wieder, was diese Kreatur darstellt. Ich hatte sie vorerst nur ‹It› genannt, da dadurch keine Personifizierung stattfindet. Ich hatte das Skript schon fast fertig, als ich erkannte, was ‹It› darstellen würde. Das ‹It› stellt unsere Gedanken dar und existiert lediglich in diesen. Solange eine Person nicht daran denkt oder glaubt, ist es für uns nicht existent. So taucht die Kreatur erst auf, als Florian daran denkt und Alena beim Telefon wieder daran zu glauben beginnt. Es liegt also in unserer Hand, etwas zu erreichen.
Es ist alles möglich, man muss es nur wollen:
In die Kampfszene ist die letzte Aussage eingebaut. Zu Beginn scheint es, als ob Florian die Kontrolle hat; zudem ist er selbst davon überzeugt, die Situation unter Kontrolle zu haben. Er weiss jedoch nicht, wie er ‹It› besiegen kann, und beginnt dadurch zu zweifeln. Der Gedanke übernimmt wieder die Kontrolle und Florian glaubt nicht daran, gewinnen zu können. Erst kurz vor dem Schluss erkennt Florian seine letzte Chance in der Glasflasche, greift nach dieser und erschlägt damit das ‹It›. Durch das Zerspringen der Flasche wird das Zerspringen der Gedanken symbolisiert.